Interview: „Gute Zukunft ist nicht nur, dass man später einen guten Job hat, sondern auch ein lebenswertes Leben“

An einem sonnigen Sonntag haben wir mit Ronja Thiede von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ein Interview geführt. Sie ist Kandidatin der Grünen Jugend MV zur Landtagswahl 2016 und die Landessprecherin der Grünen Jugend Mecklenburg-Vorpommern.

Hallo Ronja! Beschreibe deine Partei in drei Worten:
streitlustig, frisch, kämpferisch

Was hat dich als jungen Menschen dazu motiviert/beeinflusst in die Politik zu gehen?
Ich komme ursprünglich aus dem Wendland, da wo die Castor-Transporte hinfahren, von daher bin ich sehr früh politisiert worden. Schon als Schülerin hab ich Demos mitorganisiert und bin dann über die Castor-Transporte, über die Blockaden dort zur Grünen Jugend gelangt, weil es damals so ziemlich der einzige Jugendverband war, den man 2006 dort angetroffen hat. Also bin ich auch schon ein bisschen länger dabei.
In den Landtag will ich, weil ich mitgestalten möchte. Das ist kein Ding, was nur alte Menschen machen sollten. Die Jugend ist momentan überhaupt nicht präsentiert im Landtag. Es gibt meiner Meinung nach nur einen Abgeordneten unter 30, lange gab es gar keinen unter 30. Es sollte jede Altersgruppe im Landtag präsent sein. Die Älteren wissen manchmal gar nicht mehr, was uns interessiert und wo unsere Probleme sind.

Wie stehst du zum Wahlalter (wählen ab 16)?
Ich bin für ein Wahlalter 16, wobei mir das eigentlich noch gar nicht genug ist. Wir haben als Grüne Jugend beim letzten Parteitag den Antrag auf Wahlalter 14 gehabt, weil wir der Meinung sind, dass man nie einfach sagen kann, wann ein Mensch reif genug ist zu wählen. Es ist also eine sehr willkürlich gesetzte Grenze und das Wahlrecht ist ein so hohes Gut, dass wir sagen: Eigentlich sollte eine willkürlich gesetzte Grenze das nicht einschränken dürfen.
Das sagen wir als Grüne Jugend, die Grünen sind da schon eher beim Wahlalter 16, beziehungsweise hier in MV beim Wahlalter 14.

Was glaubst du, hilft Jugendlichen und jungen Erwachsenen, damit sie in MV eine gute Zukunft haben können?
Bildung hilft viel. Aber wir müssen noch relativ viel an der Infrastruktur machen, glaub ich. Eine gute Zukunft ist ja nicht nur, dass man später einen guten Job hat, sondern auch ein lebenswertes Leben und überall gut mobil ist und so weiter. Es ist noch Einiges zu tun, aber es ist ja trotzdem schon ganz schön hier.

 

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Welche Verbesserungsideen hast du für das Bildungssystem in MV?
Also generell sind wir als Grüne ja eher für längeres, gemeinsames Lernen und für mehr Inklusion. Es gibt eigentlich relativ viel zu tun. Ich war in den letzten Wochen an Schulen, da gab es einige Dinge, gerade was Noten angeht, mit denen die Schüler*innen nicht sonderlich glücklich sind. Auch beispielsweise die Kopfnoten wieder abschaffen… Da fragt man sich: Wo fängt man an?
Auf die Hochschulen bezogen müssen auf jeden Fall die Studierendenwerke besser ausgebaut, die Hochschulen sowie Universitäten müssen finanziell besser ausgestattet werden. Gerade, wenn wir uns die Unigebäude angucken, beispielsweise in Greifswald, da sieht man das doch sehr. Aber auch bei den Lehrenden fehlt es an Menschen, damit die Qualität steigt. Da sollte finanziell mehr gemacht und Geld in die Hand genommen werden, damit die Leute auch vernünftig bezahlt werden, was bei Lehrbeauftragten oft nicht so ist.

Was möchtest du den jungen Leuten sagen, um sie zum Wählen zu motivieren?
Wer nicht wählt, soll sich hinterher auch nicht beschweren. Wir haben jetzt in Großbritannien beim Brexit gesehen, wie fatal das ist, wenn junge Menschen nicht an die Wahlurne gehen. Sie sollen sich nicht ihre Zukunft von den älteren Menschen bestimmen lassen und selbst das Maul aufmachen, selbst an die Urne gehen.

Vielen Dank für das Interview!

Interview geführt von Lore Bellmann
Fotos: Marie-Luise Kutzer

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