Interview: „Junge Menschen müssen das Gefühl haben, sich in MV verwirklichen zu können“

Weiter geht’s in unserer Interviewreihe mit Jungpolitiker*innen in Mecklenburg-Vorpommern. Dieses Mal beantwortet Philipp da Cunha (29) unsere Fragen. Er ist Landtagskandidat der SPD im Wahlkreis 16 – Rostock IV. 

Hallo Philipp! Beschreibe deine Partei in drei Stichworten:
verantwortungsvoll, sachlich, kritikfähig

Was hat dich als jungen Menschen dazu motiviert oder beeinflusst in die Politik zu gehen?
Ich war bereits familiär vorgeprägt, da mein Vater schon viele Jahre in der Politik gearbeitet hat.
So bin ich unter anderem als Jugendlicher im Kinder- und Jugendparlament der Stadt Güstrow aktiv gewesen, und wir haben uns für Spielplätze und mit einer Unterschriftenaktion für unser heutiges Schwimmbad engagiert. Es war zwar naheliegend, einen ähnlichen Weg wie mein Vater einzuschlagen, aber ich habe mich trotzdem lieber für ein Studium der Elektrotechnik entschieden, da ich technisch interessiert war und verstehen wollte, wie beispielsweise ein Computer funktioniert. Und ganz nebenbei habe ich dann bei den Jusos in Rostock angefangen und mich viele Jahre in der Hochschulpolitik engagiert.
Und als ich dann gesehen habe, dass man mit Politik, in dem Fall ja die Hochschulpolitik, Dinge anpacken und sich einbringen kann, war ich gefangen und wollte weitermachen.

Wie stehst du zum Wahlalter ab 16?
Ich bin dafür, dass Jugendliche möglichst früh in den politischen Prozess eingebunden werden. Letztendlich endscheiden wir heute Dinge, die auch die nächste Generation betreffen und da sollte diese nicht einfach nur zusehen, sondern frühzeitig eingebunden werden. Ich habe das Gefühl, dass heutzutage deutlich mehr junge Menschen politisch interessiert sind und an der politischen Diskussion nicht nur teilnehmen, sondern sich selbst einbringen wollen.

Was glaubst du, hilft Jugendlichen und jungen Erwachsenen, damit sie in MV eine gute Zukunft haben können?
Sie müssen das Gefühl haben, dass sie sich in MV verwirklichen können. Junge Menschen wollen zum Beispiel mobil sein, unterschiedlichste kulturelle Angebote wahrnehmen und nicht zuletzt aus einer großen Zahl von Freizeitangeboten auswählen können. Das alles ist für ein Flächenland schon schwierig, aber auch nicht unmöglich.
Ich denke, eines der zentralen Themen der nächsten Jahre wird auch die Mobilität sein. Wenn diese stimmt, haben wir auch einen größeren Aktionsraum, in dem wir interagieren können.
Aber nicht zuletzt ist es für Jugendliche und junge Erwachsene von essentieller Bedeutung, ob sie hier in MV eine gute Berufsausbildung machen und danach eine Perspektive für die weitere Zukunft bekommen können. Nur wenn wir berufliche Sicherheit bieten können, werden viele junge Menschen hierbleiben und dann auch irgendwann Familien gründen. MV darf nicht weiter als Billiglohnland daherkommen. Wir brauchen gute Jobs mit fairen Löhnen, und in dem Zuge müssen wir auch Familien, sowie Alleinerziehende unterstützen, damit das Kinderland MV Wirklichkeit wird.

Welche Verbesserungsideen hast du für das Bildungssystem in MV?
Als technikaffiner Mensch interessiert es mich natürlich, wie wir uns im Bereich des digitalen Lernens positionieren. An Hochschulen gibt es bereits auf Video aufgezeichnete Vorlesungen und Seminare. Warum versucht man nicht, das gleiche Prinzip in die Schule zu bringen. Als Ergänzung zum normalen Unterricht könnte man einzelne Inhalte aus dem Unterricht einfach abrufen oder auch jederzeit wiederholen. Insbesondere Schülerinnen und Schüler, die große Distanzen zur Schule überbrücken müssen, können so vielleicht die eine oder andere Stunde in der Woche einsparen und sie für andere Dinge nutzen.
Dies wäre im übrigen nicht nur ein Modell für allgemeinbildende Schulen, sondern auch für die Volkshochschulen, Berufsschulen oder andere Bildungseinrichtungen. Das erlaubt gleichzeitig große Flexibilität, wenn zum Beispiel Berufstätige eine weitere Qualifikation erwerben oder noch ein Studium neben dem Beruf absolvieren wollen und nicht immer auf feste Zeiten angewiesen sind.
Ich glaube aber nicht, dass ein solches Modell unsere Schulen an sich als sozialen Treffpunkt und Ort des direkten Austausches ersetzen kann.
Wir müssen auch an der Medienkompetenz arbeiten, damit sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen fit für die zukünftigen Herausforderungen in digitalen Medien und zum Beispiel sozialen Netzwerken machen.

Was möchtest du den jungen Leuten sagen, um sie zum Wählen zu motivieren?
Im Prinzip ist Politik wie Pokemon Go. Man muss rausgehen, sich informieren und aktiv sein, um ans Ziel zu kommen. Und es ist auch nicht jedes Pokemon gleich, sondern jeder hat Stärken und Schwächen, und sie unterscheiden sich manchmal weniger und manchmal mehr.
Politik ist der Wettstreit um die besten Ideen und Politik lebt davon, dass man sich einbringt. Einfach zu Hause bleiben und die anderen alles regeln und entscheiden lassen, um dann anschließend darüber meckern zu können, ist keine gute Idee. Politik ist unter anderem dafür da, dass wir uns in einer sich ständig verändernden Welt regelmäßig an neue Gegebenheiten anpassen können und möglichst allen Menschen die selben Chancen geben, ihr Leben zu gestalten. Aber Politik ist auch gleichzeitig eine Abwägung zwischen den persönlichen Wunschvorstellungen und der Realisierbarkeit. Wenn kein Geld da ist, kann auch keins ausgegeben werden.
Eine hundertprozentige Zustimmung zu allen Inhalten und Positionen einer Partei ist wohl eher die Ausnahme. Die Positionen werden durch Mehrheiten und nach vorherigen Diskussionen gebildet.
Für mich ist es wichtig, dass eine Partei auch realisierbare Ziele vorgibt und sich an ihren Grundsätzen orientiert.

 

Interview geführt von Lore Bellmann
Pressefoto Philipp da Cunha: SPD MV.

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