Interview: „MV ist erst 26 Jahre alt, es kann noch alles aus sich machen“

Am Rande des Christopher Street Day in Rostock haben wir Chris Rehhagen zum Interview getroffen. Er ist Direkt- und Listenkandidat der FDP MV zur Landtagswahl 2016.

Hey Chris! Beschreibe deine Partei in drei Worten:
jung, mutig, innovativ

Was hat dich als jungen Menschen motiviert oder beeinflusst in die Politik zu gehen?
Mich hat die Diskussion interessiert. Zu den Themen, um die es ging, hatte ich eine manchmal auch kontroverse Meinungen. Ich hab gemerkt, dass viele Parteien nicht das sagen, was ich möchte. Und bei der FDP gab es dann das, was ich mir für mich so vorgestellt hab, das hat mich quasi inhaltlich mitgenommen. Da wollte ich mithelfen und die Meinung der Partei unterstützen. Natürlich geht es da auch um meine Positionen konträr zu anderen Parteimitliedern. Man setzt sich häufiger mit Parteifreunden inhaltlich auseinander als mit Leuten von anderen Parteien. Von daher stehen manchmal die Differenzen mehr im Vordergrund als die Gemeinsamkeiten.

Wie stehst du zum Wahlalter ab 16?
Ich persönlich würde die Möglichkeit, ab 16 zu wählen befürworten. Ich finde aber, egal wie wir es machen, es ist willkürlich. Denn wir müssen auch entscheiden, ab wann jemand voll strafmündig vor dem Gericht ist, ab wann kann man Auto fahren und wann nicht. Der häufige Kritikpunkt ist ja: Die Jugendlichen sind zu unerfahren oder etwas in der Art. Dieses Argument kann man theoretisch auch bei 21-Jährigen noch anbringen oder bei mir mit 24 Jahren auch noch sagen. Von daher sollte man die Jugendlichen beteiligen. Wenn sie sich gerne beteiligen wollen? 14-Jährige vielleicht noch nicht, aber es gibt viele 16-Jährige oder 17-Jährige, die schon Interesse daran haben. Von daher, warum nicht?

Was glaubst du, hilft Jugendlichen und jungen Erwachsenen, damit sie in MV eine gute Zukunft haben können?
Ich denke da spontan an das Thema Wirtschaft. Viele wandern ja ab, weil sie nicht die Perspektiven sehen. Ich finde, da macht die Politik große Fehler, weil sie unser Land als ein Tourismusland versteht, als ein Gesundheitsland, als ein Energieland mit Windkraftwerken. Für mich persönlich fehlt so dieses Feeling, was es in Baden Württemberg gibt: Warum haben wir eigentlich keinen BMW? Irgendetwas Innovatives fehlt mir. Das Selbstverständnis, dass wir uns hier etwas aufbauen wollen, das fehlt für mich und das bräuchten wir dringend.

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Welche Verbesserungsideen hast du für das Bildungssystem in MV?
Ein Problem in MV ist der Umgang mit Freien Schulen. Diese sind ja schon lange keine Privatschulen oder etwas in der Art mehr, sondern häufig Schulen mit anderen Konzepten. Und die sind nach wie vor und auch finanziell benachteiligt. Daher müssen häufig Beiträge gezahlt werden, was sie irgendwie zu Schulen für Privilegierte macht.
Der nächste Punkt ist die Digitalisierung in der Bildung. Es geht nicht nur darum, wie viele Schüler wir in der Klasse haben, sondern auch wie modern der Unterricht ist. Die Schüler lernen heutzutage immer noch mit Polylux, da fehlt jegliche Vorbereitung auf das Echte. Ich bin’s in der Uni gewohnt, dass PowerPoint Präsentationen das Normale sind, und selbst die Kreide wird dort schon abgelöst. In den Schulen hab ich nicht den Eindruck, dass sie genau das mitnehmen und Innovation mitbringen. Das hat auch mit der Ausbildung der Lehrer zu tun, die in MV von vielen Lehrern selbst als nicht gut bewertet wird. Zu viel Theorie, zu wenig Didaktik, man wird zu spät herangeführt. Das ist ein Punkt, an dem wir unbedingt ansetzen müssen, dass die Lehrer viel, viel früher in die Klasse kommen und merken: ‚ist das auch wirklich etwas für mich?‘. Digitalisierung und bessere Lehrerbedingungen, da sollten wir ansetzen.

Auf die Hochschulen bezogen, fällt mir ganz stark auf, dass MV das einzige Bundesland ist, das keinen einzigen Teilzeitstudiengang an Universitäten hat. Viele Leute müssen neben dem Studium arbeiten und mit einem Bachelor- Mastersystem ist das sehr schwierig, weil man dort sehr schnell rausgekickt wird, wenn man sich nicht an bestimmte Fristen hält. Wir JuLis haben das nun durchgesetzt, dass die FDP sagt: Wir brauchen ein Recht darauf, dass Leute in Teilzeit studieren können. Nicht nur, wenn sie krank sind oder Kinder kriegen, sondern auch wenn sie sagen, mein Lebensstil ist ein anderer, ich möchte nebenbei arbeiten, weil ich schon einen Beruf gelernt habe, oder ich brauche das Geld oder aus welchem Grund auch immer.

Was möchtest du den jungen Leuten sagen, um sie zu motivieren, wählen zu gehen?
Eure Stimme ist wichtig! Wir haben nicht umsonst den Slogan „Das junge MV“ als Partei. Wir denken, MV ist erst 26 Jahre alt, es kann noch alles aus sich machen. Landespolitik ist durch Langsamkeit geprägt und wir brauchen frische Ideen. Deswegen müssen auch junge Leute wählen gehen.

Vielen Dank für das Interview!


Ergänzend dazu haben wir auch noch Chris Rehhagens Parteikollegen und Jungpolitiker Robert Bock befragt. Er ist Direktkandidat der FDP MV zur Landtagswahl 2016 im Wahlkreis Rostock 2.

Beschreibe deine Partei in drei Stichpunkten:
jung, zukunftsorientiert, weltoffen

Was hat dich als jungen Menschen dazu motiviert oder beeinflusst in die Politik zu gehen?
Meine Erfahrungen in den studentischen Gremien. Dort hat mich gewundert, wie sorglos mit dem Geld umgegangen wurde und wie in Folge dessen dann Studiengebühren steigen oder manche Dinge gestrichen werden. Da muss man sich dann plötzlich durch Werbung finanzieren. Und ein ähnliches Gefühl habe ich in MV manchmal auch.
In meinem Wahlkreis habe ich mich aufstellen lassen, um Anreize zu geben. Außerdem bin ich der jüngste Kandidat, die anderen sind alle älter. Ich finde es wichtig, dass auch die Jüngeren vertreten sind.

Wie stehst du zum Wahlalter ab 16?
Jungen Menschen Verantwortung zu übertragen halte ich vor allem im Sinne der Selbstbestimmung für absolut richtig.

Was glaubst du, hilft Jugendlichen und jungen Erwachsenen, damit sie in MV eine gute Zukunft haben können?
Arbeitsplätze. Diese sollten nicht nur direkt in Verbindung mit dem Tourismus stehen, sondern auch in möglichst vielen anderen Wirtschaftsbereichen entstehen. Dafür braucht das Land eine passende Infrastruktur!

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Welche Verbesserungsideen hast du für das Bildungssystem in MV?
Ich selbst habe die Schule nicht in MV abgeschlossen, sondern in Bayern. Dort habe ich den Wechsel von G8 zu G9 mitbekommen und wir durften dann die alten Schulbücher wegschmeißen. Daher rate ich davon ab, in MV wieder von G8 zu G9 wechseln, um nicht das Geld aus dem Fenster zu schmeißen. Zur Hochschule möchte ich sagen, dass die Finanzierung der Hochschulen langfristig dem Bund zugeordnet werden sollte. Wir sollten nicht mehr darüber diskutieren müssen, welche Medizin-Unis wir behalten, ob nun Greifswald oder Rostock. Diese Universitäten sind sehr gut und wir sollten uns deutschlandweit durchsetzen und beide behalten.

Was möchtest du den jungen Leuten sagen, um sie zum Wählen zu motivieren?
Es ist eure Zukunft und nichts macht mehr Spaß als die eigene Zukunft selbst zu gestalten!

Interviews geführt von Lore Bellmann
Fotos Chris: Marie-Luise Kutzer

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